Hemmer Scientific



Ingo Bayer
Strategische und operative Führung von Fakultäten
- Herausforderung durch Autonomie und Wettbewerb -
ISBN 3-9806979-1-6
ISBN 978- 3-9806979-1-0
€ 35,-

Die staatlichen Hochschulen in Deutschland sehen sich durch die Reformbestrebungen der öffentlichen Hand, deren Eckpunkte sich mit den Begriffen Autonomie und Wettbewerb beschreiben lassen, vielfältigen und neuen Herausforderungen gegenübergestellt. Für die Zukunft der Universitäten entscheidend wird sein, wie sich ihre Fakultäten mit Blick auf ihre internen Strukturen auf diese neuen Herausforderungen einstellen.

Ingo Bayer greift dieses Problem mit der vorliegenden Schrift auf und entwickelt einen Modellentwurf zur Neuordnung von Fakultäten im Hinblick auf die Herausforderungen durch Autonomie und Wettbewerb. Dabei werden theoriegeleitet sowohl für damit verbundene struktur- als auch für die führungsorganisatorischen Problembereiche anwendungsorientierte Lösungsansätze entworfen und in ein Gesamtmodell integriert. Durch seine Praxisnähe ist dieses Buch interessant für alle Betroffenen in den Fakultäten der Hochschulen, die sich einem stärkeren Wettbewerb stellen und sich deshalb entsprechend profilieren wollen, sowie für Hochschulpolitiker, die sich mit der inneren Reform der Universitäten beschäftigen.

Mit optimierten Fakultätsstrukturen und Führungssystemen auf Hochschulreformen reagieren

Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler entwirft in seiner Dissertationsschrift ein umfassendes Managementkonzept für Fachbereiche


Zu lange Studiendauer, sinkende Ausbildungsqualität, Ressourcenverschwendung und mangelnde internationale Wettbewerbsfähigkeit - es sind viele Kritikpunkte, denen die staatlichen Hochschulen in Deutschland seit Jahren ausgesetzt sind. Die Politik hat darauf mit Reformbestrebungen reagiert, die sich unter Schlagworte wie "Autonomie" oder "mehr Wettbewerb" zusammenfassen lassen. Das Ziel dieser Maßnahmen ist klar: Mit gravierenden Änderungen der Rahmenbedingungen für Hochschulfinanzierung und -management sollen die nationalen Bildungseinrichtungen zu verstärktem Wettbewerb und erhöhtem Wirtschaftlichkeitsdenken angehalten werden.

Wie Hochschulen sich mit ihren inneren Strukturen dem in Zukunft noch zunehmenden Reformdruck erfolgreich stellen können, erörtert Dr. Ingo Bayer, Geschäftsführer der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim, in seiner Dissertationsschrift mit dem Titel "Strategische und operative Führung von Fakultäten: Herausforderungen für Autonomie und Wettbewerb". In der im Frankenthaler Hemmer Verlag erschienenen Ausarbeitung entwickelt der Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler nicht nur ein Modell für die Ziel- und Strategieentwicklung von Fakultäten, sondern gibt auch konkrete Handlungsanweisungen, wie sich Fachbereiche für die geänderten Rahmenbedingungen rüsten sollten. "Es ist ein Konzept, das grundsätzlich für jede Fakultät anwendbar ist und ihr Wettbewerbsvorteile sichern kann", so Bayer.

Der Autor ist sich sicher, dass staatliche Detailsteuerung im Rahmen der Landeshaushaltspläne, kamerale Mittelbewirtschaftung und das starre öffentliche Dienstrecht an deutschen Hochschulen in Zukunft immer mehr durch Steuerung über die Leistungen in Forschung und Lehre ersetzt werden. "Der Wettbewerb um knappen Landesmittel hat zur Folge, dass Erkenntnisse betriebs- und organisationswissenschaftlicher Forschung in den Hochschulen Einzug halten müssen", erklärt Bayer.

Das Betrachtungsobjekt "Fakultät" hat Bayer bewusst gewählt. Schließlich bleibe der Wettbewerb nicht an der Grenze der Universität stehen, sondern setze sich in ihrem Inneren auf der Ebene der Fakultäten und innerhalb dieser zwischen den Lehrstühlen und Instituten fort: "Die Fakultäten sind letztlich die Bausteine, aus denen sich eine erfolgreiche Hochschule zusammensetzt. Denn sie sind der Ort, an dem die eigentliche Leistungserstellung erfolgt, indem die zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht und in Lehr- und Forschungsleistungen umgewandelt werden."

Vor dem Hintergrund des Hochschulreformprozesses in Baden-Württemberg und aufbauend auf der Prinzipal-Agent-Theorie und dem New Public Mangement-Ansatz schlägt der Autor vor, die Fakultäten als Holdings zu organisieren. Gesteuert werden sollen die einzelnen Bereiche der Holding, in der Regel Lehrstühle oder so genannte "Areas", über Zielvereinbarungen. Ein Budgetierungssystem schafft Anreize, Information und Kontrolle wird über eine Kosten-Leistungsrechnung sichergestellt, die eine größere Transparenz über die Wirtschaftlichkeit einzelner Bereiche liefert als die bisher angewandten Methoden.

"Die Fakultäten, die sich solchen neuen, leistungsorientierten Methoden öffnen, haben die Chance, bislang ungenutzte Potenziale zu aktivieren und so ihre eigene Situation und die Position der Hochschule erheblich zu verbessern", prognostiziert Bayer. Keine allzu rosige Zukunft sieht er hingegen für die akademischen Bildungseinrichtungen, die sich innovativen Managementkonzepten verschließen: "Sie werden sich schon auf mittlere Sicht jeglicher Spielräume berauben und ihre Existenz gefährden."


Das Thema in der Presse

„Dekan braucht Unterstützung

… Einen Fakultätsgeschäftsführer hat sei März die Fakultät Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim. Der 33-jährige Dr. Ingo Bayer unterstützt den Dekan „in strategischen Überlegungen" wie er sagte. Da der Dekan wenig formale Macht habe, müssten oft Mehrheiten in der Fakultät gefunden werden. Deshalb verstehe Bayer seine Aufgabe „weitgehend politisch". Mit dem Fakultätsgeschäftsführer soll die fehlende Kontinuität in der Arbeit geschaffen werden. Die Einführung dieser Stelle bezeichnete Prof. Dr. Klaus Landfried, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, als „kluge Aufnahme von Traditionen, die es an mehreren Hochschulen gibt". So stünden die Geschäftsführer der Fachbereiche, die es seit den 80-er Jahren gebe und die weiterhin „eine Mindest-Verbindung zur Forschung halten". Dieses Modell sei hilfreich. „Das ist ein ganz anderes Modell", weht Bayer den Vergleich ab, der sich in einer reinen Managementfunktion sieht."
(DUZ - Das unabhängige Hochschulmagazin vom 10. Mai 2002)